Wie nah kann Freud und Leid beieinander liegen

Wie nah kann Freud und Leid beieinander liegen

40 Minuten lang zeigte Schwarz-Gelb im schweren Auswärtsspiel beim ERC Sonthofen eine ihrer besten Saisonleistungen. Man schaffte es jedoch nicht, diesen Spirit über die komplette Spieldauer durchzuziehen, so dass das Match am Ende noch eine spektakuläre und traurige Wende nahm.
Beide Teams gingen sehr konzentriert und fokussiert in die Partie. Die Devise war, sich eine Sicherheit im Passspiel und eine Kompaktheit in der Rückwärtsbewegung zu erarbeiten. Das gelang beiden Farben mit Bravour und so dauerte es einige Zeit, bis es die ersten Tormöglichkeiten gab. Diese blieben zunächst leichte Beute für die Goalies. Es war schließlich ein Powerplay kurz vor dem ersten Pausentee, das den Führungstreffer durch Konstantin Kolb brachte. Als dann manch ein Zuschauer noch gar nicht seinen Platz für den Mittelabschnitt wieder eingenommen hatte, klingelte es schon wieder im Kasten der Hausherren. Dennis Sturm verwandelte 12 Sekunden nach Wiederanpfiff zum 0:2. Das Aufeinandertreffen kam nun ins Rollen und entwickelte sich zu einem wahren Topspiel zweier sehr guter Mannschaften. Die Wanderers versprühten einen Hauch mehr Gefahr und vollendeten zwei weitere Male zum Torerfolg, nachdem man in der 33. Minute zwischenzeitlich einen Unterzahltreffer hinnehmen musste. Mit einer denkbar komfortablen Führung ging es dann in die letzten 20 Minuten eines sehr guten Eishockeymatches. Schon in den ersten Aktionen sahen die mitgereisten Germeringer Fans, dass zum einen Sonthofen in puncto Tempo und Torgefahr nochmal zulegen konnte und sich zum anderen beim Winhart-Team Unkonzentriertheiten und Scheibenverluste einschlichen. Das Momentum wechselte zu den Oberallgäuern, die binnen sechs Minuten auf 3:4 verkürzen konnten. Die folgende Auszeit der Münchner Vorstädter trug nur kurz Früchte. Unmittelbar nachdem EVG-Verteidiger Matthias Götz eine 5-Minuten-Strafe wegen Bandencheck kassierte, der Schockmoment. Der ERC schaffte den Ausgleich und gleichzeitig blieb die Strafe auf der Uhr. Es ging also in Unterzahl weiter. Spätestens jetzt heizte die Kulisse von über 500 Zuschauern im Eisstadion Sonthofen so richtig ein und beflügelte ihre Mannschaft. Dazu kam noch eine mehr als unglückliche und unnötige Strafe, die es dem Gastgeber ermöglichte, zwei Minuten in doppelter Überzahl zu agieren. Die schwarz-gelben Anhänger sahen das Unheil kommen und tatsächlich dauerte es nur 46 Sekunden, ehe der Traditionsverein aus dem Allgäu zum 5:4 einschoss und am Ende mit diesem Treffer das Spiel doch noch für sich entschied.

Die Niederlage verdaut und besser gemacht hat es Schwarz-Gelb zwei Tage später beim SC Reichersbeuern. In einer unterhaltsamen Partie zog die Winhart-Truppe durch und wurde mit eine 3:6 Auswärtserfolg beim ungeschlagenen Tabellenführer belohnt.
Die Gäste aus der Münchner Vorstadt begannen genauso ruhig und abgeklärt, wie es auch schon in Sonthofen der Fall war. Der SCR kam so gut wie nicht zur Entfaltung. Der Führungstreffer von Schwarz-Gelb durch Daniel Menge in der siebten Minute war glänzend herausgespielt. In der Folge bekam Germering unter anderem durch Powerplays weitere gute Chancen das Ergebnis in die Höhe zu schrauben, doch das konnte von den Hausherren abgewendet werden. Zum zweiten Drittel kam die „Urkraft“ besser und energischer aus Kabine, doch dieses Mal waren es die Münchner Vorstädter, die keinen Gegentreffer zuließen. In der 25. Minute war es EVG-Verteidiger Andreas Schmelcher, der für seine Farben auf 0:2 erhöhte. Der dann resultierende und kurzzeitige Anschlusstreffer zeigte keine Wirkung, im Gegenteil. Kurz vor der zweiten Unterbrechung schob Wanderers-Kapitän Quirin Reichel zum 1:3 ein. Nach einer überstandenen Unterzahlsituation zu Beginn der letzten 20 Minuten war es erneut Reichel, der mit einem perfekten Schuss aus dem Handgelenk unhaltbar in die Maschen einnetzte. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch suchten die Gastgeber sodann ihre Chance im Angriff und kamen mit einem Doppelschlag bis auf einen Treffer heran. Kurzzeitig kamen bei den mitgereisten Fans Erinnerungen an das Freitagsspiel hoch, doch heute sollte Germering die Balance nicht verlieren. Keine 60 Sekunden nach dem 3:4 war es Routinier Marcus Mooseder, der das so wichtige und schnelle 3:5 markieren konnte. Der Nackenschlag für die Heimmannschaft. Der entstehende Übermut endete in unnötigen Strafzeiten. Die Uhr lief immer weiter runter und als man den Goalie für einen sechsten Feldspieler vom Eis nahm, war es Michael Fischer, der ins leere Gehäuse verwandelte.

Wanderers wollen Leistung bestätigen und weiter punkten

Am Freitag kommt es zum Rückspiel in der Ferne gegen den TSV TrostbergWenn auch die „Chiefs“ nach drei absolvierten Partien bereits 20 Gegentore kassiert haben, darf man die Alzstädter keinesfalls unterschätzen und das aus zwei einfachen Gründen. Erstens liegen den Münchner Vorstädtern heuer die Freiluftstadien nicht (zwei Niederlagen bei einem Sieg in der Hauptrunde) und zum anderen hat man im ersten Aufeinandertreffen gesehen, dass bei den Trostbergern mit ihren vielen Routiniers durchaus viel Qualität im Kader ist. Damals hat man über ein Drittel gebraucht, um sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und das volle Leistungspotential abzurufen. Dieses Match hat auch die Truppe von Petr Zachar mittlerweile analysiert. Der Coach resümierte klar, dass man im Polariom zu offensiv agiert habe und so in der Defensive die Positionen verlor. Dies führte zu einigen Lücken in der eigenen Zone, die Schwarz-Gelb mit ihrer individuellen Klasse für sich zu nutzen wusste. Der TSV kommt über Willen und Kampf, daher ist ein Eishockeyleckerbissen mit spielerischem Glanz nicht zu erwarten. Auf diese Spielweise des Gegners gilt es sich vorzubereiten und einzustellen, schließlich will man beweisen, dass man Freiluftspiele doch kann und am Ende den Sieg mit nach Hause nehmen.